Filmfestival. Paderborn. 29.09.-01.10.2021

Paderborn bekommt sein erstes Filmfestival. Engagierte Studentinnen organisieren “Paderporn – powered by women

Vom 29.09. bis zum 01.10. findet im Pollux, dem Capitol sowie dem AStA Stadtcampus mit Filmvorführungen und renommierten Gästen das Festival „Paderporn“ statt, das den oft verrufenen Pornofilm von einer neuen Seite zeigen will.

Pornos in Paderborn? Andere Großstädte haben es vorgemacht, Berlin, Wien, doch für Paderborn stellt es ein Novum dar – und in einer katholisch orientierten Stadt vielleicht auch eine Provokation. Die Besonderheit: dieses Festival wurde nur von Frauen organisiert in einem Genre, das man vorwiegend Männern zurechnet. Auf Provokation kommt es den Studentinnen weniger an als auf Aufklärung und Auseinandersetzung mit einem Thema, das sofort alarmiert. Dabei wissen die wenigsten, wovon sie reden. Denken an Netzpornografie, youporn und Jugendgefährdung. Doch Paderporn gibt Einblicke in filmische Auseinandersetzungen mit dem Genre, das es seit Beginn des Kinos gibt, und das eine fulminante Fülle an Formen vorweisen kann.

Die Idee entstand im Rahmen eines Seminars „Verborgenes sichtbar machen“ am Institut für Medienwissenschaften der Universität Paderborn. Bei der Begegnung mit erotischen und pornografischen Filmen wuchs die Überzeugung, dass pornographisches Kino nicht nur filmwissenschaftlich interessant, sondern auch gesellschaftlich ausserordentlich relevant ist: Der Pornografie, so die Filmwissenschaftlerin Heide Schlüpmann, sähe man an, welche Gesellschaft wir haben.[1] Bis heute dominieren vor allem Pornofilme mit männlichem Blick, die von Männern für Männer gedreht wurden. Das Festival zeigt den anderen Blick, rückt weibliche und marginalisierte Perspektiven in den Fokus, zeigt künstlerische Beispiele aus der Filmgeschichte und aktuelle kommerzielle Produktionen.

„Insgesamt soll das Festival für eine häufig tabuisierte Materie Raum für neues Sehen und vorsichtige Annäherung geben, für lustvolles, fragendes Schauen, für neugierige Blicke, und Anlass für angeregten Gedankenaustausch und  Diskussionen“, so die Festivalmacherinnen.

Am Freitag findet im Stadtcampus unter dem Titel „Pornofilm – Zwischen Lust und Frust, Kunst und Industrie“ eine generationsübergreifende Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Gästinnen statt: Manuela Kay (Autorin, Filmemacherin und  Mitorganisatorin des PornFilmFestivals Berlin), Ulrike Zimmermann (Filmproduzentin, Regisseurin und Gründerin von MMM Filmproduktion) und Candy Flip (Performerin und Filmschaffende bei Urbansmut) Zur Diskussion steht die Inszenierung von Tabuthemen und Sexualität im Film, ein Vergleich von kommerziellen mit alternativen Produktionsbedingungen und die gesellschaftliche Relevanz von Pornografie, nicht zuletzt für Frauen und Filmemacherinnen.

Das Festival hat nicht nur durch die verschmitzt-spielerische Namensgebung (Padersprinter, Padercopy, Paderboring und nun Paderporn) einen Bezug zur Stadt, sondern auch einen Bezug zur Universität. Die Studentinnen widmen es Professorin Annette Brauerhoch, die sich seit 2001 um die Filmwissenschaft an der Universität Paderborn verdient macht, und dieses Jahr in den Ruhestand geht. Aus diesem Grund wird das Festival am 29.9. im Pollux um 20.30 Uhr in Anwesenheit der Regisseurin Eva Heldmann mit dem Film „Fremd gehen. Gespräche mit meiner Freundin“ (1999) eröffnet, in dem Annette Brauerhoch eine tragende Rolle spielt. Im Anschluss findet eine Diskussion mit dem Publikum statt.

Tickets für die Eröffnungsvorstellung sind über die Website des Pollux erhältlich. Die restlichen Festivaltage im Capitol und Stadtcampus sind frei zugänglich und funktionieren auf Spendenbasis.

Frühes Kommen und Reservierungen werden empfohlen. Es gilt die 3 G Regel.

Die Festivalmacherinnen bedanken sich bei der Universitätsgesellschaft Paderborn e. V., dem Institut für Medienwissenschaften, dem Zentrum für Geschlechterstudien sowie dem AStA der Universität Paderborn für die Förderung des Festivals.

Weitere Informationen zum Programm und zu einzelnen Filmen auf Instagram unter:

https://instagram.com/pff_paderborn?utm_medium=copy_link

Presseverantwortlich:

Lynn Dohme’
Jana Derenthal 

Ansprechpartnerin für das Projekt (2021):
Prof. Dr. Annette Brauerhoch
Institut für Medienwissenschaft
Universität Paderborn
www.upb.de/brauerhoch


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[1] Koch, Gertrud: Lust an Bildern, Bilder ohne Lust. Erfahrung der Diskrepanz – Ein Gespräch mit Karola Gramann, Gertrud Koch, Heide Schlüpmann. Frauen und Film 30, 1981, S. 6 ff.