Vom 17. bis 19. September findet das dritte PaderPorn-Festival für pornografische Filmkunst unter dem Motto ‚Holy Desires‘ statt. Mit der Eröffnung des Filmprogramms im Gewölbe (gwlb) am Dienstag um 16:30 wird es eine Podiumsdiskussion zu den Themen Glaube, Pornografie und Feminismus geben, im Anschluss folgtder erste Block des internationalen Wettbewerbs. Weiter geht es Mittwoch im Filmhaus Bielefeld mit einem analogen Programm bestehend aus historischen Filmkopien. Der letzte Teil des Programms am Donnerstag beginnt im Gewölbekeller und ist gefüllt mit weiteren Spielfilmen und dem zweiten Wettbewerbsteil inklusiveder Preisverleihung. Daraufhin klingt der Abend mit zwei Abschlussfilmen in der AKKA und einer Party im Black Sheep. aus. 

Ein im universitären Rahmen gestaltetes, die akademischen Grenzen weit überschreitendes Projekt mischt zum dritten Mal das Paderborner Kulturleben auf. In einer stark katholisch geprägten Stadt erwartet man kaum die öffentliche Sichtung von Pornografie. Und doch macht ein Team aus Studierenden mit einem hohen LGBTQIA*-Anteil die Türen zu einer Welt auf, deren Wahrnehmung in der Regel von verfestigten Stereotypen und Stigmas geprägt ist. Warum?

Das Brechen von Tabus und Vorurteilen macht das PaderPorn-Filmfestival zu einem Ort für Dialoge zwischen Zuschauer:innen sowie den Werken selbst. Denn ein zentraler Aspekt des Programms, neben Staunen und Spaß, ist die Aufklärung. Pornografischen Filmen wird in diesem Rahmen ihr künstlerischer und sozialer Wert zurückgegeben, und durch den unverschämt-unzensierten Charakter des Programms entsteht ein offener Austausch zu Themen wie Lust, Selbstbestimmung und gesellschaftliche Normen.  
 
 Das Thema ‚Holy Desires‘ ist nicht nur ein Mittel zur Provokation. Es regt zum Nachdenken über die Grenzen des Glaubens an: Denn nicht nur religiöse und spirituelle Bilder innerhalb der Pornografie werden inszeniert, sondern auch die Diskussion inwiefern Glaube und Sexualität miteinander vereinbar sind. Nicht zuletzt steht auch der Glaube an sich selbst und den eigenen spirituellen Weg im Vordergrund.

Der Blick wandert von der Vergangenheit auch in diesem Jahr immer wieder in die Gegenwart: Der internationale Kurzfilmwettbewerb zeigt 14 Kurzfilme von Künstler:innen aus 13 Ländern. Der Gewinnerfilm wird von einer Jury gekrönt, die aus dem Filmkuratoren André Malberg, der US-amerikanischen Filmemacherin Mason Soto und der Filmjournalistin Carolin Weidner besteht.
 
 Die feierliche Eröffnung des Festivals am Dienstag im Gewölbekeller (gwlb) am Marienplatz wird von dem offenherzigen Avantgardefilm BIBLE! (1974) und einer anschließenden Podiumsdiskussion eingeleitet. Besucher:innen sollten sich auf faszinierende Szenerien, außerweltliche Kostüme und berauschende Farb- und Lichtspiele einstellen. Das Gespräch behandelt Fragen nach Sex, Religion, Feminismus und Repräsentation im Kontext von biblischen Erzählungen und in Bezug auf den persönlichen Glauben. Der erste Block des Wettbewerbs findet ebenfalls am Dienstag statt und wird mit Q&As ergänzt. Daraufhin findet die Sichtung von BABYFACE 2 (1987) statt, einem in 1980er Jahre-Feeling getränkten Film mit einer genauso lustigen wie aufregenden Geschichte über einen Pakt mit der Göttin Aphrodite. Mit ANGEL NUMBER 9 (1974) beginnt der zweite Tag im Filmhaus Bielefeld (August-Bebel-Straße 94). Die New Yorker Filmemacherin Roberta Findlay verknüpft darin eine jüdisch geprägte Fantasie über das Jenseits mit einer Gender-Switch-Thematik. Danach freut sich das Festival, den Münchner Regisseur und Autoren Moritz Boerner per Live-Schaltung begrüßen zu dürfen, der seinen Film CATCH YOUR DREAMS (1983) mit dem Publikum schauen und besprechen wird. Eines der gewagtesten Kinoexperimente der deutschen Nachkriegszeit ist zugleich eine Liebeserklärung an erotische Träume und individuelle Selbstverwirklichung sowie eine Reflektion über das Wesen und die Möglichkeiten der Pornografie. Der italienische Film MALABIMBA (1979) erzählt im Gewand eines manisch-verspielten Gothic-Horrors seine provokative Geschichte über die Korruption von Glaube und Unschuld auf eine unerwartet einfühlsame Weise. Abschließend findet die Vorstellung eines absoluten Klassikers statt: Gerard Damianos THE DEVIL IN MISS JONES (1973) verfolgt das Ringen um Lust, sexuelle Emanzipation und die Seele seiner Heldin und läuft als seltene 16mm-Kopie.

Der dritte Festivaltag beginnt mit RED ROSES OF PASSION (1966), eines der schönsten Werke von Sexfilm-Pionier Joe Sarno, das einen Liebeskult erkundet, der sich ganz der Ekstase durch den erotischen Kontakt mit Rosen verschrieben hat. Durch die Filmgeschichte reist man anschließend in das Jahr 2019: SPIT AND ASHES von der venezolanischen Regisseurin, Darstellerin und Produzentin Maria Beatty ist eine mystische und unverschämt-obszöne Darstellung von Femininität im Kontext von sexueller Gewalt und der Befreiung von einengenden Normen. Es folgt ein Vortrag des Filmwissenschaftlers Julian Körner über den französischen Stummfilm SOEUR VASELINE (1925). Anschließend findet der zweite Block des Wettbewerbs statt, gefolgt von Q&As und der Preisverleihung.  
 
 Das Geschehen bewegt sich danach vom Gewölbe rüber zur AKKA (Giersstraße 31), wo die letzten zwei Filme gesichtet werden. DESTROYING ANGEL (1976) bietet einen Einblick in die Diskrepanz zwischen dem christlichen Glauben und Homosexualität und beschäftigt sich mit der psychedelischen Wirkung eines Pilzes. Nach dem Abschluss des Programms mit HEAVENLY DESIRE, einer spirituellen Westernkomödie aus der ‚Golden Age of Porn‘ mit einem nur selten besetzten schwarzen Protagonisten, sind alle Besucher:innen herzlich zu der Party im Black Sheep eingeladen (Ükern 28), um gemeinsam mit dem Festival-Team die vergangenen Tage ausklingen zu lassen.Die Organisator:innen bedanken sich vielmals bei dem Bundesprojekt „Demokratie leben!“ und der Fachstelle „Vielfalt leben“ sowie bei der Universität Paderborn für die freundliche Unterstützung. Ebenso gilt der Dank den unersetzlichen Kooperationen, die das Festival wieder ermöglicht haben.

Ein Partner des Festivals, das Tattoo und Piercing Studio First Class (Westernmauer 38), versorgt die Stadt mit der Ehrung des Körpers durch Schmuck und Kunst auf der Haut. Es werden Rabatte und zum Thema des Festivals passende Designs gestochen.
 
 Da das Team aus Studierenden und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen besteht, sind Interessierte und Spenden immer willkommen.
 
 Nähere Informationen zum Programm:
 https://passionpreserved.de/
 
 Zum Kartenvorverkauf:
 https://www.startnext.com/paderporn-2024-filmfestival-in
  

Weitere Infos finden Sie unter unserem Instagram Profil (@pff_paderborn), sowie auf der Website unter: paderporn-festival.de.

Kontakt: paderporn.filmfestival@gmail.com